Forschung
Es war das Ziel der erste Studie, die Hypothese zu testen, daß ein Zusammenhang zwischen nicht-organischer habitueller Dysphonie und subjektivem Erfahren der Dysfunktion des autonomen Nervensystems (neurovegetative Labilität) besteht. Dreiundachtzig Patienten (65 Frauen und 18 Männer) mit einer nicht-organischen Stimm-Funktionsstörung und eine entsprechende Kontrollgruppe beantworteten einen Fragebogen mit 46 Fragen. Eine in abgeänderter Formulierung wiederholte Frage und sechs nicht-relevante Fragen dienten als Nachweis, daß die Fragebögen auf konsistente Weise beantwortet wurden. Es wurde deutlich, daß weibliche Patienten aller Altersgruppen mit einer nicht-organischen habituellen Dysphonie signifikant mehr autonome Symptome und Beschwerden angaben als die gesunde Kontrollgruppe. Diese Hypothese konnte nicht für die männliche Untergruppe bestätigt werden.
In der zweiten Studie sollte diese Beobachtung durch die Befragung größerer Gruppen bekräftigt und nuanciert werden. Außerdem sollte untersucht werden, ob die Zahl der autonomen Symptome und Beschwerden – besonders der, die in keinem klaren Verhältnis zur Stimmfunktion stehen – abnimmt. Bei der Studie handelt es sich um eine prospektive Studie mit einer Matched-Pair-Kontrollgruppe. 184 Patienten mit nichtorganischer Dysphonie und 126 gesunde Personen der Kontrollgruppe füllten einen Fragebogen von 46 Fragen mit 3 Subsets und einer Konsistenzkontrolle aus. Einhundertein Patienten erhielten eine funktionale Stimmtherapie und füllten den Fragebogen vor und nach der Behandlung aus. Eine Matched-Pair-Kontrollgruppe von 42 gesunden Personen füllte den Fragebogen ebenfalls zweimal aus, und zwar mit einem Intervall von ungefähr 6 Monaten. Neurovegetative Symptome und Beschwerden – sowohl mit als auch ohne Bezug zur Stimme – wurden von signifikant vielen Patienten (besonders, aber nicht ausschließlich Frauen) mit einer habituellen, nichtorganischen Stimmstörung berichtet. Nach der Therapie lässt sich eine signifikante Abnahme der Zahl autonomer Symptome und Beschwerden (mit oder ohne Bezug zur Stimme) feststellen, so dass die Patienten im Schnitt nicht häufiger über neurovegetative Symptome und Beschwerden berichten als die gesunden Personen der Kontrollgruppe (oder sogar weniger). Auch die Anzahl der mit der Stimmfunktion zusammenhängenden neurovegetativen Symptome und Beschwerden ist bei den Patienten nach der Therapie deutlich geringer, bleibt jedoch im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant höher.
Die dritte Studie mit einer Matched-Pair-Kontrollgruppe prüft die Hypothese, dass eine bestimmte Therapie bei der Reduzierung neurovegetativer Symptome und Beschwerden effizienter ist als herkömmliche Ansätze.
Zwei Matched-Pair-Gruppen mit 34 Patienten mit der Diagnose einer nichtorganischen Dysphonie und einer Überweisung zur Stimmtherapie beantworteten einen Fragebogen mit 46 Fragen mit 3 Untergruppen und Konsistenzkontrolle. Sie erhielten entweder die „Koordinationstherapie“, einen holistischen Ansatz, bei dem funktionale, persönliche und emotionale Aspekte angesprochen werden, oder eine herkömmliche Stimmtherapie (ungefähr 15 Sitzungen). Alle Patienten füllten nach ungefähr 6 Monaten erneut einen ähnlichen Fragebogen aus.
Nach der Therapie lässt sich insgesamt eine sehr signifikante Abnahme der Zahl autonomer Symptome und Beschwerden (mit oder ohne Bezug zur Stimme) feststellen, sodass die Patienten im Schnitt nicht häufiger über neurovegetative Symptome und Beschwerden berichten als die gesunden Personen der Kontrollgruppe. Symptome und Beschwerden anderer Art (Validitätskontrolle) wurden nicht beeinflusst. Im Vergleich zu den Patienten, die eine herkömmliche Therapie erhalten hatten, zeigte sich bei den Patienten, die die Koordiantionstherapie erhielten, ein signifikant höherer Rückgang bei der Untergruppe „neurovegetative Symptome/Beschwerden im Bezug zur Stimme und Sprache“.
Artikel
Demmink-Geertman, Lize & Philippe Henri Dejonckere. Nonorganic Habitual Dysphonia and Autonomic Dysfunction. Journal of Voice. (2002) Vol. 16, no 4, pp. 549-559. (2002).
Demmink-Geertman, Lize & Philippe Henri Dejonckere. Neurovegetative symptoms and complaints before and after voice therapy for nonorganic habitual dysphonia. Journal of Voice. (2008) Vol. 22:315-325.
Demmink-Geertman, Lize & Philippe Henri Dejonckere. Differential effects of voice therapies on neurovegetative symptoms and complants. Journal of Voice. (2009). Vol. 23: oct.